Ansprache zum Antikriegstag in Kassel

1. September 2022

Anlässlich des Antikriegstag am 1. September fand – aufgerufen von der GEW, dem Kasseler Friedensforum, den Naturfreunden Kassel und der VVN-BdA – in Kassel eine Demonstration und Kundgebung der Friedenskräfte statt. Auch Teilnehmende des Rheinmetall entwaffnen-Camps waren mit Transparenten zu sehen. Nach verschiedenen Ansprachen endete die Veranstaltung mit einem eindrucksvollen Konzert des Chor Provocale auf dem Friedrichsplatz. An der Aktion selber nahmen über 250 Menschen teil. Beim Abschlusskonzert sah man noch zahlreiche documenta-Besucher als „Zaungäste“. Ulrich Schneider hielt für die VVN-BdA folgende Ansprache:

Auftaktkundgebung am Obelisk, Foto Klaus Brocke

Es ist gut, dass wir heute hier in Kassel auf der Straße unsere Besorgnis über den Krieg und die militärische Gewalt, die nicht allein im Ukraine-Krieg gegenwärtig ausgeübt wird, zum Ausdruck bringen.

Am Wochenende war ich auf einer internationalen Tagung antifaschistischer Verbände in Budapest, der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), und auch dort waren der Krieg und die Konsequenzen für das gesellschaftliche Handeln im Interesse der Menschen und des antifaschistischen Vermächtnisses ein großes Thema.

Von den verschiedenen nationalen Verbänden wurde beklagt, dass es keine erkennbaren Fortschritte gibt, im ersten Schritt einen Waffenstillstand herbeizuführen und im nächsten Schritt zu diplomatischen Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien zu kommen.

Obwohl wir innerhalb der FIR durchaus unterschiedliche politische Vorstellungen über die Weltlage haben, konnten wir uns dennoch auf einige Kernthesen verständigen, die ich hier in Kassel kurz vorstellen möchte.

So betonten wir als Dachorganisation der Verfolgtenverbände, Veteranen des antifaschistischen Kampfes und heutiger Antifaschisten mit Mitgliedsverbänden in 25 europäischen Staaten, Israel und Chile, die Ende der 1980er Jahre von den Vereinten Nationen mit dem Ehrentitel „Botschafter des Friedens“ ausgezeichnet wurde, dass für uns Antifaschismus niemals zur Legitimierung einer militärischen Aggression, geschweige denn eines Angriffskrieges gegen ein Nachbarland genutzt werden kann. Wir betonten, dass wir im Krieg immer auf der Seite der Opfer in der Zivilbevölkerung stehen, Opfer der Kampfhandlungen oder der Folgen der Wirtschaftssanktionen, die weniger die wirtschaftlich Mächtigen, sondern zuerst die einfachen Menschen – auch in unseren eigenen Ländern – treffen.

Aus diesem Grund treten wir ein für internationale Dialoge, die verhindern, dass Konflikte zwischen Nachbarstaaten mit Waffen ausgetragen werden, was ja nicht nur in der Ukraine Realität ist, sondern auch auf dem Balkan eine latente Gefahr darstellt. 

Da die FIR und ihre Mitgliedsverbände Frieden wollen, lehnen wir in aller Klarheit weitere Waffenlieferungen in die Kriegsgebiete ab. Waffen haben noch nie Frieden geschaffen. Stattdessen fordern wir den sofortigen Beginn von diplomatischen Initiativen, die auf die Kriegsparteien einwirken, in einen Waffenstillstand einzuwilligen, anstatt beispielsweise das AKW Saporischschja, was gegenwärtig von der russischen Armee kontrolliert wird, seitens der ukrainischen Armee zu beschießen, was die Gefahr einer atomaren Katastrophe in ganz Europa bedeutet. Der IAEA als internationale Kontrollorganisation muss endlich ein ungehinderter Zugang zu diesem Atomkraftwerk ermöglicht werden.   

Und uns ist vollkommen klar, dass der Krieg in der Ukraine kein Krieg zwischen zwei Nachbarstaaten ist, sondern eine gesamteuropäische, eigentlich eine weltweite Dimension besitzt. Daher ist eine dauerhafte Lösung dieses Problem nur möglich, wenn nicht nur die beiden in die Kämpfe direkt involvierten Länder, sondern alle europäischen Staaten sich auf den Weg machen zu einer neuen internationalen Konferenz für kollektive Sicherheit in Europa. Eine Konferenz im KSZE – Format, die 1975 dazu beitrug, die politische und militärische Konfrontation in Mitteleuropa erkennbar zu minimieren.

Zu einer solchen politischen Lösung müssen alle europäischen Regierungen, und damit auch unsere Bundesregierung beitragen. Wenn man jedoch die olivgrüne Außenministerin Frau Baerbock hört, die noch am Sonntag verkündete, wir stehen mit Waffenlieferungen solange an der Seite der Ukraine, wie sie es benötigt – ich würde es anders formulieren: Solange die Ukraine als handlungsfähiger Staat noch existiert – dann ist dort keine Bereitschaft für solches Handeln zu verspüren.

Ich war deshalb sehr froh zu lesen, dass gegenwärtig unter Sozialdemokraten, darunter auch SPD Bundestagsabgeordnete, ein Umdenken beginnt. Sie fordern Dialog bzw. Diplomatie, statt Waffenlieferungen und Verlängerung des Krieges. Unsere Aktion zum Antikriegstag sollte daher öffentlich dokumentieren, dass solche Diplomatie-Initiativen von der Zivilgesellschaft unterstützt werden.

Die Medien – und das gilt nicht nur für unser Land, wie Journalisten aus Belgien und Italien betonten – haben sich ja bedauerlicherweise auf eine „Kriegsbegeisterung“ eingeschossen – und hier ist diese militärische Formulierung in jeder Hinsicht angebracht.

Unsere Aktionen sind also unverzichtbar, unsere Aktionen müssen öffentlich wahrnehmbar sein, damit die Politiker erkennen können, dass sie mehr Zustimmung erhalten, wenn sie sich für Frieden einsetzen, und nicht, wenn sie Waffenlieferungen und Krieg unterstützen. Also lasst uns weiterhin lautstark zu Wort melden.

Art as a way to survive — Kunst als Überlebensmittel im KZ Buchenwald

24. August 2022

Zahlreiche Häftlinge des KZ Buchenwald haben mit bildhauerischen (Bruno Apitz) und grafischen Arbeiten (u.a. Herbert Sandberg, Henri Pieck, Paul Goyard und Boris Taslitzky) schon während ihrer KZ-Haft die Lagerwirklichkeit erfasst. Bildende Kunst in ihren verschiedenen Ausdrucksformen half den Häftlingen zum Überleben und war Medium, die eigene Widerständigkeit zu zeigen. Nach der Befreiung war Kunst eine Form, das Unsagbare sichtbar zu machen. Überlebende bearbeiten auf diese Weise die Bilder in ihrem Kopf.
Bis heute prägen Kunstwerke die Erinnerung, wie die Figurengruppe von Fritz Cremer vor dem Glockenturm und die Gedenkplatte von Horst Hoheisel und Andreas Knitz auf dem Appellplatz zeigen. Dabei stellt sich die Frage, ob bildende Kunst ein Zugang zu einer für Nachgeborene nur schwer nachzuvollziehende Wirklichkeit sein kann.
Mit zahlreichen Bildbeispielen soll diese Art des Überlebenskampfes im KZ Buchenwald illustriert werden.

Termin: 1. September 2022
Uhrzeit 18:00 – 20:00 Uhr
Ort: ruru-underground, Obere Königstraße, Kassel

Eine gemeinsame Veranstaltung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/ Freundeskreis.

Emotionale Hommage für Esther Bejarano

19. August 2022

Es war eine wunderbare Atmosphäre im ruru-underground am 18. August, als die VVN-BdA gemeinsam mit „Microphone Mafia“ an die großartige Antifaschistin erinnerte. Gezeigt wurde ihre Botschaft, die sie als „Zwischenruf“ in den Tagesthemen halten konnte, präsentiert wurden Texte und Interviewpassagen, die ihre politische Biographie vom Saarland über die faschistischen Lager, die Befreiung und Emigration nach Palästina sowie ihre Rückkehr nach Hamburg illustrierten. Jochen Boczkowski schilderte seine persönlichen Begegnungen mit Esther und Nissim Bejarano und im zweiten Teil des Abends ließ Kutlu von der „Microphone Mafia“ Esther Bejarano, ihre Musik und ihr antifaschistisches Vermächtnis noch einmal lebendig werden.

Es gab eine einhellige Meinung der annähernd 100 Besucher dieses Abends. Es war ein gelungener Abend und es war ein klares Signal der documenta, die diese Veranstaltung in ihren Räumlichkeiten ermöglicht hat, gegen Antisemitismus, Rassismus und alle andren Formen von Diskriminierung.

Ulrich Schneider und Jochen Boczkowski präsentieren Erinnerungen zu Esther Bejarano
Kutlu von der Microphone Mafia

Esther Bejarano -“Per la vita” – Musik an der Grenze des Lebens – mit «Microphone Mafia»

31. Juli 2022

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Vor einem Jahr, am 10. Juli 2021 starb Esther Bejarano, Jüdin, Auschwitz-Überlebende, Antifaschistin und Musikerin, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees der BRD, Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) im Alter von 96 Jahren.

2010 dokumentierte ein Film das musikalische Wirken von Esther Bejarano und ihre gemeinsamen Auftritte mit der Kölner Rapper-Gruppe „Microphone Mafia“. Esther Bejarano (1924-2021) wurde als Jüdin verfolgt und nach Auschwitz deportiert. Sie überlebte Dank ihres musikalischen Talents als Mitglied des Mädchenorchesters im KZ Auschwitz-Birkenau. Nach ihrer Befreiung durch sowjetische und amerikanische Truppen in Lübz reiste sie nach Palästina aus, kehrte aber nach Deutschland zurück und engagierte sich seit den 1970er Jahren in Hamburg in der VVN-BdA. Als Zeitzeugin und Musikerin setze sie viele Jahrzehnte eindrucksvoll mit der NS-Vergangenheit und mit Neofaschismus heute auseinander.
Sie war eine moralische Institution und forderte im Frühjahr 2020 in einer Petition, die von über 150.000 Menschen unterstützt wurde: „Der 8. Mai muss Feiertag werden!“


Mit Bildern, Texten und Musik von «Microphone Mafia» wollen wir an diese Frau erinnern.

Bild: Auschwitz-Komitee


Termin: 18. August 2022, Beginn: 18 h.
Ort: ruru-Haus, underground, Obere Königstraße, Kassel

«Vive la Resistance! Vive la République!»

6. Juli 2022

VVN-BdA auf der documenta fifteen:

Unter diesem Titel findet am 14. Juli 2022 – anlässlich des französischen Nationalfeiertags – eine Veranstaltung zur Erinnerung an den französischen Widerstand gegen die deutsche Okkupation statt. Autobiographische Texte von Peter Gingold, einem deutschen jüdischen Kommunisten, der mit seiner Familie nach Paris emigrierte und in der Resistance kämpfte, werden von seiner Tochter Silvia Gingold und Ulrich Schneider vorgetragen. Françoise Magne-Kühn stellt die Biographie von Adélaide Hautval vor, Marie-Pascale Devignon-Tripp die von Geneviève de Gaulle-Anthonioz und Paul Leuck die von Nora Platiel.

Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung von Joscha Gingold (Enkel von Peter Gingold).

Termin: 14. Juli 2022, 18 h (pünktlich, da die Veranstaltung um 20 h beendet sein muss).

Ort: ruru-Haus, underground, Obere Königstraße

Veranstalter:

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und Deutsch-französisches Forum Kassel

Kassel hat ein Nazi-Problem

11. Mai 2022

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Nachdem lange Zeit versucht wurde, die Präsenz einer neofaschistischen Szene in der Stadt klein zu reden, wird Kassel seit vier Wochen sichtbar mit dem Problem konfrontiert.

Schon Mitte April hat die VVN-BdA mit Sorge auf zunehmende Nazischmierereien reagiert. Damals hatte die Polizei noch eine Verbindung zu Symboliken hergestellt, die aus ganz Zusammenhängen stammten. Nun hat die Friedhofsverwaltung Alarm geschlagen, wie der Lokalpresse zu entnehmen ist. Auf dem Hauptfriedhof und in dessen Umfeld wurden in den vergangenen Tagen immer wieder Hakenkreuze, NS-Symbole, antisemitische Schriftzüge sowie weitere Schmierereien auf einer Gedenktafel, Wegen, Bänken und an Betriebsgebäuden hinterlassen. Am Wochenende zwischen dem 29. April und dem 1. Mai haben die Täter auf die Gedenktafel des Bombenopferfeldes einen durchgestrichenen Judenstern und den Schriftzug „Scheiß Jude“ geschmiert. Nachdem der Stein aus Muschelkalk gereinigt worden war, wurden wenige Tage später erneut die Buchstaben „NS“ aufgebracht.

Eine solche Reihe von Schmierereien auf „Einzeltäter“ zurückzuführen, verbietet sich von selbst. Ob es sich bei den Tätern um militante Neonazis oder um Jugendliche, die sich über Maßnahmen der Friedhofsverwaltung geärgert haben, handelt, dürfte ebenfalls egal sein.

Wir erwarten eine ernsthafte Verfolgung dieser Straftaten. Gleichzeitig sollten wir gemeinsam deutlich machen: In dieser Stadt ist kein Raum für Neofaschismus, Antisemitismus und Rassismus.  

120 Menschen erinnerten in Kassel an den „Tag der Befreiung“

9. Mai 2022

Viel mehr Teilnehmer als erwartet, fanden sich am Sonntag am Ehrenmal für die Opfer des Faschismus zur Erinnerung an den 8.Mai 1945, dem Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg, ein, so dass eine größere Gruppe vor dem Mahnmal der Veranstaltung folgen musste. Eingeladen hatten der DGB Kreisverband Kassel Stadt und Land, das Kasseler Friedensforum, die Naturfreunde Kassel und die VVN-BdA Kreisvereinigung Kassel. Im Aufruf und den Beiträgen unterstützten alle Rednerinnen und Redner die Forderung der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano: „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden!“
Das politische Vermächtnis der damaligen Zeit „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ und die Notwendigkeit des Erinnern angesichts des Krieges in der Ukraine wurde überzeugend entwickelt. Ulrich Schneider (VVN) kritisierte mit Verweis auf die Debatte um sowjetische Gedenkorte alle Versuche der „Abwicklung“ der Erinnerung an den faschistischen Vernichtungskrieg und die damit verbundenen Verbrechen. Jenny Huschke (DGB) machte ihre Ablehnung von Rüstungsexporten in die Ukraine und die geplante Hochrüstung in einer emotionalen Ansprache deutlich. Die Lasten solcher Politik müssten insbesondere die arbeitenden Menschen auch in unserem Land tragen. Rolf Wekeck (Naturfreunde) erinnerte in einem biographischen Rückblick an Paula Lohagen, für die in Kassel auch ein Stolperstein liegt. Die Schauspielerin Valeska Weber trug drei Texte zum historischen Faschismus, zur heutigen Wirklichkeit von Kriegsflüchtlingen und die Ansprache von Esther Bejarano zum 8. Mai 2021 in eindrucksvoller Weise vor. Silvia Gingold (Kasseler Friedensforum) hatte zuvor in ihrer Anmoderation aus den Erinnerungen ihres Vaters zitiert, der den 8.Mai 1945 als „Morgenrot der Menschheit“ bezeichnet hatte.
Zum Abschluss legten die Teilnehmenden Blumen zum Gedenken aller Opfer von Faschismus und Krieg auf das Dornenkranz-Mahnmal.

8. Mai 1945 – 2022

30. April 2022

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77. Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg

Der 8. Mai 1945 ist und bleibt für uns der Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg; auch vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine. Wir erinnern am 8. Mai an den Beitrag aller Kräfte der Anti-Hitler-Koalition für die Befreiung Deutschlands.

Vor zwei Jahren forderte die Auschwitz-Überlebende und inzwischen verstorbene Esther Bejarano:
„Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig, seit sieben Jahrzehnten. … Am 8. Mai wäre dann Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“ Dieser Appell ist für uns gerade in der heutigen Zeit aktuell.

Der 8. Mai steht für uns auch für ein Erinnern an das politische Vermächtnis der Überlebenden und an den antifaschistisch-demokratischen Neubeginn in unserem Land.

Nie wieder Krieg bedeutet für uns auch, dass wir uns gegen eine weitere Hochrüstung unseres Landes einsetzen. Wir wenden uns vehement gegen die Schaffung eines Sondervermögens von 100 Mrd. € für Rüstungsausgaben. Diese Gelder benötigen wir dringend für Investitionen in unsere Zukunft, damit wir auch morgen noch sicher und in Gemeinschaft leben können und die Grundlagen dafür erhalten bleiben; sprich in Klimaschutz und eine sozial-ökologischen Umgestaltung unseres Lebens und der Wirtschaft, in soziale Arbeit und in gute Bildung für alle, in Unterstützung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine und anderen Regionen der Erde, in ein gutes Gesundheitswesen und eine gute öffentliche Daseinsvorsorge. Abrüstung statt Aufrüstung – Investition in die Bereiche, die uns wirklich schützen – das bleibt unsere Botschaft.

„Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln, Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit“ – das war und ist die Verpflichtung des „Schwurs von Buchenwald“ vom 19. April 1945. Wir erinnern an die Frauen und Männer, die – unter Einsatz ihres Lebens – die Befreiung ermöglicht haben. In ihrem Sinne handeln wir heute gemeinsam gegen Neofaschismus, Rassismus und Antisemitismus, gegen Krieg und deren gesellschaftlichen Wurzeln.

Gemeinsames öffentliches Gedenken
am 8. Mai 2022, um 11:15 h
im Mahnmal für die Opfer des Faschismus,
Kassel, Fürstengarten, Weinbergstraße

Es rufen auf:
Deutscher Gewerkschaftsbund, Kreisverband Kassel, Kasseler Friedensforum, Naturfreunde Kassel, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA)

Nazischmierereien in Kassel

11. April 2022

Heute wurde in der Presse eine Polizeimeldung zu Nazischmierereien vom Wochenende in Kassel verbreitet. Offenbar fühlt sich – im Vorfeld von Hitlers Geburtstag – die Kasseler Neonazi-Szene mal wieder veranlasst, ihre verbrecherische Gesinnung mit den faschistischen Symbolen an der Kasseler Uferpromenade unter Beweis zu stellen. Die VVN-BdA verurteilt in aller Schärfe solche Provokationen und erwartet ein klares Handeln der dafür zuständigen Sicherheitsbehörden.

In derselben Nachricht der Kasseler Polizei findet man den Hinweis, dass auch das „Z“-Symbol an vier Stellen gesprüht worden sei, so als habe das eine mit dem anderen zu tun. Das ist weder logisch, noch inhaltlich nachvollziehbar. Wer durch das „Z“-Symbol den russischen Angriff auf die Ukraine unterstützt, wird zumindest wissen, dass Russland seinen Krieg mit einer „Entnazifizierung“ der Ukraine begründet. Dass die gleichen Personen nazistische Symbole sprühen sollten, ist nicht anzunehmen.

Auch die Kasseler Neonazis dürften eher Sympathie für das faschistische Asow-Bataillon oder die Verherrlicher des NS-Kollaborateures Bandera zeigen, und weniger für die Armee, die nach ihrem eigenen Anspruch dagegen vorgeht.  

Die in der Polizeimeldung gezogene Verbindung erweckt daher den Eindruck, dass entweder die Verantwortlichen für die strafbaren faschistischen Symbole nicht bei den wirklichen Tätern gesucht werden sollen, oder dass man die Nazi-Symbole durch den Hinweis auf das – in Hessen bislang noch nicht strafbare – „Z“-Symbol zu relativieren versucht.

Beide Perspektiven erfüllen uns mit Sorge, dass eine ernsthafte Strafverfolgung in diesen Zeiten nur schwer zu erwarten ist.

Ukraine Friedenskundgebung Kassel, 12.03.2022

12. März 2022

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Auf der vom Kasseler Friedensbündnis organisierten Aktion am 12.03.2022, an der mehrere hundert Menschen teilnahmen, wurde von der VVN-BdA nachfolgender Redebeitrag gehalten:

Ich spreche hier für die Kasseler Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), einer Organisation, die seit 75 Jahren die Losung „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ ausgehend von den grausamen Erfahrungen ihrer Mitglieder, den Frauen und Männern aus Verfolgung und Widerstand, mit Leben erfüllt.

Im Sinne der Losung: „Nie wieder Krieg!“ haben wir vom ersten Tag an diesen völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine verurteilt. Wir haben gefordert: „Die Waffen nieder“ und „Rückzug der Truppen.“ Unsere klare Botschaft war und ist: „Kriege lösen keine Probleme – Deeskalation und Verhandlungen sind das Gebot der Stunde.“

Daher lehnen wir eindeutig jegliche Waffenlieferung in die Ukraine ab. Sie helfen nicht den Menschen, sie sind nur Brandbeschleuniger für diesen Krieg.

Für uns ist die Losung „Nie wieder Krieg!“ untrennbar verbunden mit der Losung „Nie wieder Faschismus!“. Daher sind wir auch nicht bereit, uneingeschränkte Solidarität mit der heutigen Ukraine zu üben.

Noch Anfang Februar 2022 haben uns unsere ukrainischen Freunde vom Antifaschistischen Komitee, der jüdischen Gemeinschaft und dem ukrainischen Kriegsveteranenverband der Kämpfer des „Großen Vaterländischen Krieges“ dramatische Bilder und Berichte über massiven Antisemitismus, nationalistische Bandera-Verherrlichung, den Terror der neofaschistischen Schlägerbande des „Pravi Sektors“ und das gewalttätige Auftreten des „Azow“ Bataillons, das sich in der „heroischen Tradition“ der ukrainischen Nazi-Kollaborateure versteht, übermittelt.

Nein, mit solchen Kräften kann es keine Solidarität geben.

Solidarisch sind wir aber mit der ukrainischen Zivilbevölkerung, die durch diesen Krieg – nach den Auseinandersetzungen im Bürgerkrieg nach dem Maidan 2014 – ein weiteres Mal grausam in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn sie sich zwischen den Kampflinien befindet und entweder als menschliche Schutzschilde missbraucht oder durch russische Raketenangriffe um ihr Hab und Gut, ihre Wohnungen oder gar um ihr Leben gebracht wird. Diese Menschen brauchen unsere Solidarität und Hilfe.

Daher begrüßen wir die Bereitschaft zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine ohne jegliche Einschränkungen. Niemand, der vor Krieg flüchtet – und zwar egal, wo dieser Krieg stattfindet –, darf zurückgewiesen werden.

Wenn wir nach vorne blicken, dann erklären wir als VVN-BdA:

Wir fordern sämtliche Staaten dazu auf, endlich die todbringende Spirale von Rüstung und Gegenrüstung zu durchbrechen und Maßnahmen der Entspannung einzuleiten! Dazu brauchen wir keine 100 Mrd. Aufrüstung in Deutschland!

Wer eine Deeskalation der Lage will, muss zurückkehren zu Verhandlungen und vertrauensbildenden Maßnahmen zwischen NATO und Russland.

Nicht Waffenexporte und Aufrüstung der ukrainischen Armee schaffen Frieden, sondern nur die Schaffung einer gemeinsamen Sicherheitsarchitektur, die die Interessen aller europäischen Staaten berücksichtigt, wie es 1975 in der Koferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit (KSZE) schon einmal gelungen ist.

Es geht um die Wiederherstellung der Prinzipien des Völkerrechts in den internationalen Beziehungen, die von den Vereinten Nationen schon 1945 formuliert wurden. Dies ist aktueller denn je. Dafür müssen sich die Friedenskräfte in allen europäischen Ländern lautstark einsetzen.

Damit schaffen wir Frieden für die Menschen in der Ukraine!

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