1. September – Antikriegstag in Kassel 2019

14. August 2019

80 Jahre ist es her – Nie wieder Krieg!
1939 – 1. September – 2019
Antikriegstag in Kassel

 

Programm:
10.00 Uhr: Gedenken am Mahnmal für die Opfer des Faschismus,
Rede: Dr. Ulrich Schneider FIR, Rede Rolf Wekeck, Biographie Widerstandskämpfer.
10.40 Uhr: Gedenkgang zur Volkshochschule
11.00 Uhr: Veranstaltung im Saal der VHS (Wilhelmshöher Allee 19-21)
Begrüßung (Kasseler Friedensforum) – ein Chorstück zur Einstimmung –
Rede zum Antikriegstag – Jenny Huschke (DGB Kassel/Nordhessen)
anschließend Kulturprogramm:
Valeska Weber, Schauspielerin – Chor Provocale (Antikriegsprogramm)

Erfolgreicher Protest gegen Neonazis in Kassel

20. Juli 2019

Am 20. Juli haben 15.000 Menschen in Kassel in unterschiedlichen Aktionen gegen den Aufmarsch von 120 Neonazis der Worch-Truppe „Die RECHTE“ demonstriert. Auf einer Auftaktkundgebung am Kulturbahnhof sprachen ein Vertreter der Gewerkschaften der Betriebsratsvorsitzende von Gesundheit Nordhessen, die Vertreterin der jüdischen Gemeinde Esther Hass, die Stadtdekanin der evangischen Kirche Barbara Heinrich und als Vertreter der VVN-BdA Dr. Ulrich Schneider.

Nachfolgend seine Ansprache im Wortlaut:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wenn ihr heute Morgen an einem öffentlichen Gebäude vorbeigekommen seid, habt ihr die Beflaggung sehen können.

Nein, das war keine Begrüßung für die Dortmunder Neonazis.

Es ist ein Zeichen der Wertschätzung und Erinnerung an die Frauen und Männer des 20. Juli 1944 und den Kreisauer Kreis. Sie hatten versucht, wenn auch erst 5 Minuten vor 12, angesichts der drohenden militärischen Niederlage des deutschen Faschismus die – aus ihrer Sicht – schlimmste Katastrophe für ihr Land abzuwenden, indem sie Hitler mit einem Attentat beseitigen wollten und mit einer neuen Regierung Friedensverhandlungen mit den Westalliierten planten.

Wir wissen heute: Wären sie erfolgreich gewesen, hätte das Millionen Menschen in ganz Europa das Leben gerettet, nicht nur Soldaten, die an der Front ums Leben kamen. Ich denke vielmehr an die Opfer der Deportationszüge in die Vernichtungslager, die Häftlinge in den Konzentrationslagern, die am Ende des Krieges auf Todesmärsche geschickt wurden, die Zivilisten, die im Zuge des Bombenkrieges und bei der faschistischen Rückzugsform „verbrannte Erde“ ihr Leben oder ihre Lebensgrundlage verloren, nicht zu vergessen die Millionen Flüchtlinge, die vor den Schrecken des Krieges ihre Heimat verlassen mussten, eine Erfahrung, mit der wir – auch aufgrund deutscher Außenpolitik – in den vergangenen Jahren erneut leben müssen.

Aus diesem Grunde würdigen wir den Mut und die Tat eines Claus Graf Stauffenberg und der anderen Angehörigen des Militärs, aber auch der zivilen Angehörigen des Kreisauer Kreises, die anschließend wegen Hoch- und Landesverrat angeklagt und hingerichtet wurden.

Es ist völlig unverständlich, wie ein Verwaltungsgericht zu diesem Tag, an dem im ganzen Land zur Erinnerung an die Frauen und Männer des 20. Juli 1944 geflaggt wird, in Festakten im Bendlerblock deren Mut gewürdigt wird, einen neofaschistischen Aufmarsch genehmigen kann, der nichts anderes intendiert, als die Grenzen des „Sagbaren“ im Sinne ihrer faschistischen Weltanschauung auszuweiten.

Wenn das Gericht glaubt, das Verwaltungsrecht sei in diesem Falle nur eine formaljuristische Ebene, um Bürger vor fehlerhaftem Verwaltungshandeln zu schützen und das hohe Gut der Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu schützen, dann ignoriert es einen zentralen Entscheidungspunkt, die Intention der Antragsteller.

Es geht einem Christian Worch und seiner Nazigruppen DIE RECHTE nicht um „Meinungsfreiheit“, sondern allein um Freiheit für faschistische Propaganda, wie er in diesem Jahr schon mehrfach unter Beweis gestellt hat.

Erinnert sei an das Plakat der RECHTEN zur Europawahl, auf dem in sprachlicher Analogie zur faschistischen Parole „Die Juden sind unser Unglück“ die Losung „Israel ist unser Unglück“ zu lesen war. Dass das mit der Europawahl nichts zu tun hat, erschließt sich sofort. Auch in diesem Falle wurden Bürgermeister, die diese antisemitischen Provokationen abhängen ließen, per Verwaltungsgericht gezwungen, die Plakate wieder aufhängen zu lassen, da sie durch die „Meinungsfreiheit“ gedeckt seien.

Erinnert sei an die Demonstration in Wuppertal, die die RECHTE am 20. April – ebenfalls vorgeblich als Wahlkampfveranstaltung zur Europawahl – angemeldet hatte. Auch hier genehmigte das Verwaltungsgericht diesen Aufmarsch am Tag von „Führers Geburtstag“, obwohl in früheren Jahren selbst Verwaltungsgerichte neonazistische Aufmärsche an diesem Datum eher untersagt hatten.

Und die nächste Provokation bereitet die Nazigruppe bereits vor. Sie hat zum 9. November in Westfalen einen Aufmarsch in Westfalen angemeldet, bei dem es um „Meinungsfreiheit“ für Holocaust-Leugner gehen soll.

Allein diese Beispiele aus dem Jahre 2019 zeigen – und das hätte auch einem Verwaltungsgericht klar werden können –, dass das Interesse von Worch und Co. nichts mit der Wahrnahme von Grundrechten zu tun hat, sondern allein Versuche zur Erweiterung ihres propagandistischen Handlungsraums darstellen.

Aber wir sollten uns einig sein: Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda, denn Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

Und wenn Stadtverwaltungen und Verwaltungsgerichte glauben, solche neofaschistischen Provokationen nicht verhindern zu können, dann müssen wir als Bürger dieser Stadt die Verantwortung dafür übernehmen – und die vielen tausend Menschen hier am Kulturbahnhof zeigen, dass sie dazu bereit sind.

Dafür meinen herzlichen Dank.

Es geht nicht um Meinungsfreiheit, sondern um neofaschistische Provokation!

8. Juli 2019

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Stadt Kassel muss Aufmarsch der „Rechten“ am 20. Juli verbieten

Als vor wenigen Tagen die Stadtgesellschaft anlässlich des Mordes am Regierungspräsident Walter Lübcke durch den Neonazi Stephan Ernst auf zwei großen Kundgebungen ihren Protest gegen neofaschistische Gewaltnetzwerke deutlich machte, erklärte die Stadt, dass sie alles dafür tun werde, unsere Region kein Tummelplatz für gewalttätige Rechte sein dürfe. Nun kann die Stadtverwaltung unter Beweis stellen, dass diese Erklärungen nicht nur Worthülsen, sondern tatsächlich ernstgemeint waren, indem sie den Aufmarsch der „Rechten“ untersagen. Die VVN-Bund der Antifaschisten fordert von der Stadt Kassel, die von der Dortmunder Naziorganisation „Die Rechte“ für den 20. Juli 2019 in Kassel geplante Demonstration gerichtsfest zu verbieten.

Von besonderer Perfidie ist zudem der gewählte Termin der Demonstration am 20. Juli des Jahres. „Die Rechte“ wählen bewusst Aufmarschtermine, an denen ihre Kundgebungen als Angriff auf unser demokratisches Geschichtsbild zu verstehen sind. Am 20. Juli erinnern wir an den 75. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg. In Imshausen wird an diesem Tag an den Vertreter des Kreisauer Kreis Adam von Trott zu Solz erinnert. Beide ließen ihr Leben für ein nicht-faschistisches Deutschland.

Wenn an diesem Tag Neonazis in unserer Stadt aufmarschieren wollen, dann muss dies – aus Verantwortung für unsere Demokratie – aktiv verhindert werden. Denn den Anmeldern des Aufmarsches geht es nicht um „Meinungsfreiheit“, sondern rein um Provokation.

Schon im Europawahlkampf provozierte diese Partei mit offen antisemitischen Plakaten „Israel ist unser Unglück“. Dabei waren ihnen die Stimmergebnisse völlig egal, es genügte ihnen, dass sie mit dieser Provokation überregional in den Medien waren und Gerichte ihnen für diesen Antisemitismus sogar Freibriefe ausstellten. In Kassel wollen sie nicht nur das Andenken von Walter Lübcke in den Schmutz ziehen, sondern durch ihren Aufmarsch weitere Freiräume für faschistische Propaganda erstreiten. Dagegen müssen sich die Stadt mit juristischen Mitteln und die Stadtgesellschaft mit zivilgesellschaftlichem Handeln wehren.

Denn es bleibt dabei: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!“

Nordhessen setzte ein Zeichen gegen neofaschistischen Terror

23. Juni 2019

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Am Samstag haben über 3000 Menschen in Nordhessen, nämlich in Wolfhagen und Kassel, mit Kundgebungen und einem Aufzug anlässlich des Mordes an dem Regierungspräsidenten Walter Lübcke gegen rechte Gewalt demonstriert. Während in Wolfhagen Institutionen der Stadtgesellschaft zu einer Gedenkkundgebung aufgerufen hatten, an der etwa 700 Menschen teilnahmen, weit mehr, als die Organisatoren erwartet hatten, demonstrierte am selben Tag in Kassel ein antifaschistisch orientiertes Bündnis von Antifa-Strukturen, AStA, antirassistischen Gruppen, Gewerkschaften, politischen Parteien und anderen Organisationen, die gemeinsam ein Zeichen gegen rechten Terror setzen wollten.

In dem Aufruf hieß es:

„Gemeinsam gehen wir auf die Straße für eine Gesellschaft, in der Menschen nicht aufgrund ihrer Herkunft und ihrer politischen Haltung um ihr Leben fürchten müssen!

Das Gefahrenpotential von rechtem Terror darf nicht länger verharmlost werden!

Durch den andauernden gesellschaftlichen Rechtsruck werden gewaltbereite Rechtsradikale immer mehr ermutigt, zur Tat zu Schreiten. Der Einzug einer völkisch-nationalistischen Partei auf allen politischen Ebenen macht menschenfeindliches Gedankengut wieder offen aussprechbar – im Bundestag sind Begriffe sagbar, die früher dem Neonazi-Milieu vorbehalten waren. Auch die Praxis der Bundesregierung legitimiert durch immer weitere Verschärfungen der Asylgesetze und durch das Mittragen der tödlichen EU-Abschottungspolitik faktisch den gesellschaftlichen Rechtsruck.

Ein gesellschaftliches Klima, in dem menschenverachtende Positionen nicht ausgegrenzt sondern eingebunden werden, ist Nährboden für rechten Hass und rechte Gewalt. 13 Jahre nach dem Mord an Halit Yozgat durch den NSU musste Walter Lübcke vermutlich durch neonazistischen Terror sterben.

Wir fordern die Aufdeckung und Auflösung faschistischer Strukturen in Nordhessen und überall!

Wir fordern das Verbot und die Auflösung von Combat 18!

Wir stehen gemeinsam ein für eine offene und solidarische Gesellschaft!“

Auf der Abschlusskundgebung am Gedenkstein für den in Kassel ermordeten Halit Yozgat machte Hermann Schauss, hessischer Landtagsabgeordneter der LINKEN, deutlich, dass hier noch einmal deutlich das Versagen des Landeamtes für Verfassungsschutz sichtbar wird, die weniger zur Aufklärung über rechte Strukturen, sondern eher zur Vertuschung von Taten und Tatbeteiligten beigetragen haben, wie man am Beispiel Andreas Temme sehen konnte. Vielmehr haben antifaschistischen Aufklärungsnetze und die Zivilgesellschaft viele der jetzt bekannten neofaschistischen Strukturen ans Licht gebracht.

Die Kreisvereinigung Kassel der VVN-BdA hat diese Aktion mit ihren Kräften unterstützt und dankt allen Beteiligten für dieses großartige Zeichen der Solidarität gegen rechten Terror.

Es bleibt dabei: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

8. Mai – ein Grund zum Feiern! „Résistance und Befreiung“

23. April 2019

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Wie in den vergangenen Jahren begehen wir gemeinsam mit dem Kasseler Friedensforum auch 2019 den 8. Mai als Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg. Wir wollen zu diesem Tag an diejenigen Frauen und Männer erinnern, die als Teil der Anti-Hitler-Koalition im Widerstand in Deutschland und in den vom deutschen Faschismus okkupierten Ländern gekämpft haben.

Aus diesem Grund laden wir ein am 9. Mai 2019 unter dem Thema
Résistance und Befreiung

zu einer
Lesung und Präsentation.

Dr. Ulrich Schneider wird das neue Buch “Die Résistance” (PapyRossa-Verlag) vorstellen und Silvia Gingold und Ulrich Schneider werden gemeinsam Texte aus den Erinnerungen von Peter Gingold (“Paris – Boulevard St. Martin No. 11”) über dessen Widerstandskampf als jüdischer Kommunist im französischen Exil vortragen.

Diese Erinnerung an den antifaschistischen Kampf in Europa sehen wir als „Mutmacher“ für heute in den Auseinandersetzungen mit Xenophobie, Rechtspopulismus, Kriegsgefahr und sozialen Ungerechtigkeiten, im Handeln für ein Europa ohne Rassismus und Neofaschismus.

Termin: 09. Mai 2019, 19:30 h
Ort: Cafe Buch-Oase, Goethestraße 14
Eintritt frei, um Spenden wird gebeten.

Eindrucksvolles Gedenken der Novemberpogrome in Kassel

8. November 2018

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Am 6. und 7.November fanden in Kassel zwei eindrucksvolle Veranstraltungen zum Gedenken der Judenpogrome 1938 statt.

Am 6. November trat Ester Bejerano, die Ehrenvorsitzende der VVN-BdA mit der Mikrophon Mafia zu einer Konzertlesung in der Crossjugend-Kirche auf Einladung der DGB-Jugend Region Nordhessen auf. 250 Besucher kamen zu dieser Veranstaltung. Das Publikum gehörte zur Hälfte der Generation 60+ und zur anderen Hälfte der jungen Generation an. Aber beide Gruppen waren emotional beeindruckt von der Authentizität des Auftretens von Esther Bejerano, die als junges Mädchen (Mädchenorchester von Auschwitz) das Vernichtungslager Auschwitz und das KZ Ravensbrück überlebt hatte und heute sich für Frieden und Antifaschismus engagiert. Nicht nur ihre Erinnerungen, auch die Botschaften für eine bessere Welt, wurden vom Publikum mit großer Zustimmung aufgenommen.

Am 7. November fand der traditionelle Rundgang der VVN-BdA und des Kasseler Friedensforums zum Gedenktag der Judenpogrome in Kassel statt. Knapp 50 Interessierte beteiligten sich im Laufe des Weges vom Platz der ehemaligen Synagoge durch die ehemalige Kasseler Altstadt, über den Universitäts-Campus bis zum Mahnmal “ Die Rampe“  am diesjährigen Gedenkgang. Ulrich Schneider erinnerte daran, dass die VVN-BdA nicht nur bei „runden Jubiläen“ diese Aktion durchführt, sondern seit über 20 Jahren „vor den Augen der Stadt“ die Erinnerung an diese Verbrechen wach hält. Er machte auch deutlich, wie mit den Pogromen der staatlich sanktionierte Raub jüdischen Eigentums einherging. Jochen Boczkowski erläuterte an verschiedenen Stolpersteinen in der ehemaligen Kasseler Altstadt die Rolle jüdischer Bürger in der Stadtgesellschaft und ihr Verfolgungsschicksal. Ein Mitglied der SDAJ zeigte bei der Zwischenkundgebung auf, dass die „Produktion“ von Sündenböcken nicht nur ein faschistisches Instrument der Ausgrenzung ist, sondern soziale Ungerechtigkeiten und Kapitalinteressen oftmals mit der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Minderheiten einhergeht. Hiergegen müsse man sich gemeinsam wehren. An der Nora-Platiel-Straße erläuterte Ulrich Schneider die doppelte Verfolgung der Namensgeberin als Jüdin und als politische Gegnerin des NS-Regimes, die als ISK-Mitglied in das französische Exil gezwungen wurde. Silvia Gingold beendete den Rundgang am Mahnmal „Die Rampe“ von Nele Bode mit einer Ansprache, bei der sie ihre in Auschwitz ermordete Tante Dora Gingold zitierte und auf den  heutigen problematischen Umgang mit Flüchtlingen einging. Es ist ein politischer Skandal, dass in den letzten 15 Jahren mehr als 30.000 Menschen auf der Flucht an den Außengrenzen der EU ums Leben gekommen sind. Wer heute der Opfer der Novemberpogrome gedenkt, darf vor diesen Opfern die Augen nicht verschließen.

 

 

Gedenken der Novemberpogrome 1938 in Kassel

27. Oktober 2018

Wie in den vergangenen Jahren erinnern das Kasseler Friedensforum und die VVN-bdA Kreisvereinigung Kassel mit einer öffentlichen Aktion an die antisemitischen Ausschreitungen vor den Augen der Menschen dieser Stadt. Historisches Gedenken verpflichtet uns heute, gemeinsam gegen Neofaschismus, Rassismus und Ausgrenzung einzutreten.

Im Gedenken der Opfer der Pogromnacht:
Keine Toleranz gegen Neofaschismus und Antisemitismus!

Mit dem Gedenkgang soll durch eine Verortung von Geschichte die Erinnerung an Verfolgung und faschistischen Terror für heutige Generationen lebendig gehalten und gleichzeitig ein Signal gegen Neofaschismus und Antisemitismus heute gesetzt werden. Bei diesem Mahngang werden wir historische Orte und antifaschistische Erinnerungszeichen aufsuchen, wie Stolpersteine und das neu gestaltete Mahnmal von Nele Bode „Die Rampe“.

Gedenkkundgebung und Mahngang zu Orten der Erinnerung
am Mittwoch, den 7.November 2018, um 17.00 Uhr
Treffpunkt: Gedenktafel für die ehem. Synagoge, Untere Königstraße/ Bremer Straße
anschließend Mahngang auf den Spuren der Erinnerung an Ausgrenzung und Deportation in die Vernichtungslager

Bomben auf Kassel Oktober 1943

3. Oktober 2018

Bomben auf Kassel: Voraussetzungen – Ereignisse – Folgen

Vortrag, Zeitzeugengespräch und Diskussion
am Dienstag, den 16. Oktober 2018, um 19:00 h im Café Buch Oase, Germaniastraße

Der 75 Jahrestag der Bombardierung Kassels, der insbesondere in der Kasseler Altstadt verheerende Folgen hatte und dem über 10.000 Menschen zum Opfer fielen, wird seit längerer Zeit in den Medien thematisiert.

Nach einem Aufruf in der Lokalpresse haben sich mehrere hundert Bürgerinnen und Bürger gemeldet, die ihre eigenen Erlebnisse an diesem Tag, oftmals als Kinder und Jugendliche in eindringlichen Worten schilderten.

Bezeichnend ist, dass die Voraussetzungen bzw. die Gründe, warum die Stadt Kassel und die Region Ziel alliierter Bombenangriffe wurde, in den zahllosen Zeitzeugenberichten selten angesprochen werden. Dabei ist es gerade für die Perspektive auch von Nachgeborenen von Bedeutung zu erfahren, was Ursachen und Wirkungen in diesem Krieg waren und in welcher Form Kassel und seine Bürger darunter zu leiden hatten.

Aus heutiger Perspektive ist es ebenfalls klärungsbedürftig, warum nach diesen Erfahrungen der Zerstörung und des Verlustes eigener Familienangehöriger die Durchhalte-Propaganda des Naziregimes dennoch dafür Sorge tragen konnte, dass es auch in Kassel noch eineinhalb Jahre dauerte, bis durch den militärischen Vormarsch der amerikanischen Truppen Ostern 1945 diese Herrschaft beendet werden konnte.

Es ist unstrittig, dass die Kasseler Toten der Bombennacht Kriegsopfer waren. Zu klären ist jedoch, ob sie nicht gleichzeitig Opfer ihrer eigenen Verblendung und der faschistischen Kriegspropaganda wurden.

Das Kasseler Friedensforum und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) möchte mit dieser Diskussionsveranstaltung Antworten auf solche Fragen von Nachgeborenen geben und damit einen Beitrag für einen gesellschaftlichen Dialog über dieses historische Ereignis leisten.

Die Veranstaltung ist öffentlich. Die Veranstalter behalten sich vor, vom Hausrecht nach § 6 des Versammlungsgesetzes Gebrauch zu machen und Personen, die extrem rechten Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen.

In Chemnitz und überall AUFSTEHEN GEGEN RASSISMUS UND NEONAZIS

23. September 2018

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In Chemnitz ist es Rassist*innen und Neonazis gelungen, für ihren Hass gegen Flüchtlinge und Migrant*innen eine Massenbasis zu finden. Mit Abscheu und Entsetzen haben wir gesehen, wie sie – gerufen von AfD, NPD, Pegida, den rechtsradikalen Fußballfans „Kaotic Chemnitz“, und „Pro Chemnitz“ – Menschen gejagt, Hetzparolen gegrölt und den Hitlergruß gezeigt haben.
Es ging nicht um „Selbstschutz“ oder „Selbstverteidigung“, wie führende AfD-Funktionäre wie Gauland, Meuthen und Weidel behaupten. Es ging auch nicht um Selbstjustiz, wie in Medien zu lesen war. Denn die angegriffenen Menschen hatten nichts getan, außer „ausländisch“ auszusehen.
Es ist eine Schande, wenn Alexander Gauland es normal findet „dass Menschen ausrasten, wenn eine solche Tötung passiert.“ Es zeigt den Charakter der AfD, wenn Gauland den Aufruf zur rassistischen Hassorgie durch den AfD-Bundestagsabgeordneten Markus Fronmaier verteidigt. Er hatte am Tag zuvor dazu aufgerufen „die todbringende Messerimmigration zu stoppen.“ Durch die gezielte Falschmeldung, dass das Opfer H. getötet wurde, als er eine Frau gegen sexuelle Belästigung verteidigte, haben die Organisator*innen der Hetzjagden an gängige Vorurteile appelliert, Migrant*innen würden deutsche Frauen belästigen.
Die AfD instrumentalisiert die Tötung eines 35jährigen Mannes. 2017 gab es 405 Morde und 2400 weitere Tötungsdelikte in Deutschland. Die große Mehrzahl dieser Straftaten wurde von Menschen „deutscher Abstammung“ begangen.
Es geht den rechten Hetzer*innen weder um die Sicherheit der Bürger noch um die Verhinderung von Gewalttaten. Es geht ihnen darum, eine Pogromstimmung zu schaffen, die Geflüchtete und Migrant*innen in Angst und Schrecken versetzen und zur Flucht aus Deutschland bewegen soll.
Die neue Qualität der rassistischen Demonstrationen von Chemnitz hat mindestens zwei Väter:
Erstens die AfD, die aus ihrer offenen Zusammenarbeit mit Neonazis von Pegida und Pro Chemnitz keinen Hehl mehr macht. Die Wahlerfolge der AfD geben den Rassist*innen und Neonazis Mut und Auftrieb.
Zweitens aber jene Politiker*innen der konservativen Rechten wie Innenminister Seehofer, der seit Monaten gegen Flüchtlinge und Asylsuchende Stimmung macht, indem er sie als „nationale Gefahr“ hinstellt. Auch das hat die Neonazis in der AfD und rechts von der AfD zu ihren Aufrufen zur „Selbsthilfe“ an die Bürger*innen ermutigt. Zur Normalisierung von Rassismus und Faschismus beigetragen haben auch die CDU-Landeschefs von Sachsen-Anhalt und Sachsen, indem sie öffentlich über eine mögliche Regierungskoalition mit der AfD spekulieren.
Der rassistische Hassausbruch von Chemnitz betrifft uns alle. Chemnitz droht überall, nicht nur in Ostdeutschland. Auch in Kandel (Pfalz) haben AfD und andere Nazigruppen mit der Hetzparole von der „Ausländerkriminalität“ über Monate gegen Migrant*innen mobilisiert.
Wir sagen:
• Schluss mit der Verharmlosung der AfD als „rechtspopulistische“ oder „national-konservative Partei“. Die AfD ist Sammelbecken für alle Schattierungen der extremen Rechten, eine faschistische Partei im Werden.
• Schluss mit der Normalisierung der AfD als möglicher Partner für Regierungsbeteiligungen.
• Seine Zusammenarbeit mit der AfD im Bundestag, Länderparlamenten und Kommunen.
• Schluss mit dem Gerede von „besorgten Bürger*innen“, die ihre Wut und ihren Hass an allen auslassen, die anders aussehen als sie selbst. Das ist pure Menschenverachtung.
Unsere Solidarität gilt zuerst den Menschen, die in Chemnitz durch die Straßen gejagt, bedroht, verletzt wurden. Sie brauchen ein deutliches Zeichen aus der Gesellschaft, dass sie nicht mit dem Mob alleine gelassen werden.
Unsere Solidarität gilt allen, die aufstehen und der AfD die Stirn bieten. Das gilt in diesen Tagen ganz besonders für die, die in Chemnitz den Rassist*innen und Nazis nicht die Straßen überlassen. Ihr seid nicht allein.
Aktionskonferenz „Aufstehen gegen Rassismus“ am 1.9.2018 in Frankfurt am Main

Erfolg gegen die AfD in Kassel

18. September 2018

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Opernplatz, Kundgebung gegen die AFD
Foto: Schachtschneider

Mit einer großartigen Massenaktion am Opernplatz haben 2500 Menschen in Kassel am 17. September gegen die AfD mit ihren 80 Kundgebungsteilnehmern gezeigt, dass in in dieser Stadt kein Platz für Rassismus und rechte Propaganda ist. Auf der antifaschistischen Kundgebung wurden verschiedene Redebeiträge gehalten, die jedoch durch Trillerpfeifen und Trommeln gegen die AfD nicht immer zu hören waren. 

Nachfolgend kann man den kurzen Eröffnungsbeitrag des Sprechers der Kasseler Kreisvereinigung der VVN-BdA, Dr. Ulrich Schneider, nochmal im Wortlaut nachlesen:

Wenn wir heute hier gegen die AfD und ihre rechte Ideologie protestieren, dann haben wir in Kassel auch aus geschichtlicher Perspektive allen Grund dazu.

Die Menschen in dieser Stadt haben mehrfach leidvolle Erfahrungen damit sammeln müssen, was es bedeutet, wenn extrem rechte Ideologie und Politik an Einfluss gewinnt und an die Macht kommt.

In diesem Jahr erinnern wir an den 75. Jahrestag der Bombardierung Kassels am 22./23. Oktober 1943. Dieses Bombardement war eine direkte Folge der faschistischen Kriegspolitik für die Kasseler Bürgerinnen und Bürger:

Wer in den 30er Jahren bei den Reichskriegertagen die Revision der Ergebnisse des Ersten Weltkrieges fordert, darf sich nicht wundern, wenn der Krieg nach Kassel zurückkehrt.

Wer in dieser Stadt im Gebäude des Generalkommandos den Krieg plant, sollte eigentlich mitgedacht haben, dass es nicht nur ein „siegreiches Vorwärtsschreiten“ im faschistischen Sinne geben kann.

Und wer in den Grenzen dieser Stadt und in der Region eines der größten Rüstungszentren des Deutschen Reiches mit Henschel, Wegmann, Bode u.a. errichtet, kann nicht überrascht sein, wenn alliierte Bomber diese Stadt zum Zielobjekt auswählt.

Wer aber dann die Bombardierung der Stadt als „alliiertes Kriegsverbrechen“ bezeichnet, der ist nicht bereit, die geschichtliche Wirklichkeit anzuerkennen und – für heute – Verantwortung für eine ernsthafte Friedenspolitik in dieser Stadt zu übernehmen.

Und wer – wie Herr Gauland – davon spricht, die NS-Zeit und ihre Verbrechen seien ein „Fliegenschiss“ in der deutschen Geschichte und – wie Herr Höcke – eine 180° Wende in der Gedenkpolitik fordert, der ist auch nicht bereit, die Verbrechen vor 80 Jahren an den jüdischen Mitbürgern auch in dieser Stadt ehrlich in den Blick zu nehmen.

Bereits am 7. November 1938 begannen in Kassel – eigentlich als Auftakt für die spätere Reichpogromnacht – die antisemitischen Pogrome, die Zerstörung der Synagoge in der Bremer Straße und der jüdischen Einrichtungen in der kleinen Rosenstraße.

Seit vielen Jahren erinnert nicht nur die VVN-BdA mit öffentlichen Aktionen „vor den Augen dieser Stadt“ an dieses Verbrechen. Wir erklärten und erklären auch in diesem Jahr, in Kassel darf keinen Platz für Antisemitismus und andere Formen von Rassismus geben.

Daher wehren wir uns heute und auch zukünftig gegen die AfD und die mit ihr verbundene Hoffähig-Machung von rassistischen und extrem rechten Thesen in der öffentlichen Debatte.

Schon vor einigen Jahren gab die VVN-BdA die Losung heraus: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“. Das stimmt bis heute und das stimmt auch für die Auftritte der AfD, wie wir sie insbesondere von Höcke, Gauland oder nach den Vorgängen in Chemnitz erlebt haben.

In diesem Sinne danke ich euch allen, dass ihr diesen Protest aktiv mit unterstützt – die Rassisten und Rechtspopulisten dürfen nicht durchkommen.

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