Eindrucksvoller Gedenkgottesdienst für Dr. Walter Lübcke

5. Juni 2020

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Auf Initiative des Kasseler „Bündnis gegen Rechts“, an dem die VVN-BdA aktiv beteiligt ist, fand am Donnerstagabend aus Anlass des 1. Jahrestages der Ermordung des damaligen Kasseler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke in der Elisabethkirche ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt. 80 Personen waren zugelassen mindestens der gleichen Anzahl musste aus Platzproblemen abgesagt werden. Anwesend waren die Familie Lübcke, Abgeordnete des hessischen Landtages aus der Fraktion LINKE, Mitglieder des Stadtparlaments, aber auch der Betriebsratsvorsitzende von VW, Gewerkschaftsvertreter und engagierte Antifaschisten. Die Gedenkpredigt hielt Dekan Dr. Gernot Gerlach, der mit klaren Worten die Situation ein Jahr nach dem dramatischen Ereignis beschrieb und in die Bedrohung durch neofaschistische Netzwerke („ein brauner Sumpf tut sich vor uns auf“) einordnete. Er erinnerte auch an die 200 Tote rassistischer und neofaschistischer Gewalt in den vergangenen 30 Jahren. Er forderte, im Sinne von Dr. Walter Lübcke einzutreten für die Würde eines jeden Menschen, und das gelte selbstverständlich auch für Flüchtlinge.

In Erinnerung an Dietrich Bonhoeffer, der seine Standhaftigkeit gegenüber dem NS-Regime noch im April 1945 mit dem Leben bezahlte, forderte Dekan Gerlach den Mut zur Wahrheit, auch für die Politiker im kommenden Untersuchungsausschuss, die die Rolle des hessischen VS in diesem Zusammenhang aufarbeiten wollen, und das Gericht, das ab Mitte Juni den Prozess gegen die Lübcke-Mörder eröffnen wird.

Im Anschluss legten zahlreiche Besucher vor dem Gebäude des Regierungspräsidenten weiße Nelken zum Gedenken nieder.