Gedenken gegen Antisemitismus

9. Dezember 2007

Das politische Gedenken zu den antisemitischen Pogromen 1938 hat festen Platz in Kassel

Aus Anlass des 69. Jahrestages der Zerstörung der Synagoge und weiterer antisemitischer Ausschreitungen in der Pogromnacht 1938 in Kassel fand am 7. November 2007 die traditionelle Gedenkkundgebung und der Mahngang statt. Diese Aktion wurde auch in diesem Jahr getragen vom DGB Region Nordhessen, dem Kasseler Friedensforums und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA).

Wenige Tage nach der ausgefallenen Nazikundgebung in Kassel wurde hier – trotz strömenden Regens – ein sichtbares Zeichen gesetzt, dass die Erinnerung an das faschistische Verbrechen nicht aus dem öffentlichen Raum zu verbannen ist. Unter den Teilnehmenden waren Stadtverordnete von Bündnis 90/Die Grünen, der Kasseler Linken und der SPD.

Auf der Auftaktkundgebung sprach Rogelio Barroso, Mitglied des ehrenamtlichen Kasseler Magistrats. Unter dem Motto „Im Gedenken der Opfer der Pogromnacht: In dieser Stadt ist kein Platz für Neofaschismus und Antisemitismus!“ suchten die Teilnehmenden anschließend auf einem Mahngang vom Rathaus zum Platz der ehemaligen Synagoge in der Bremer Straße Stationen antisemitischer Verfolgung in Kassel auf. In Erläuterungen zur Geschichte und zu den politischen Konsequenzen für heute wurde deutlich, dass antifaschistische Erinnerungsarbeit mitten im hier und heute steht.

Angesichts der jüngsten Versuche von Neonazis, in Kassel aufzumarschieren, machten die Teilnehmenden dieser Gedenkgang deutlich, dass sich Kassel der Verbrechen des Faschismus erinnert und hier neofaschistische und antisemitische Propaganda keinen Raum hat.

7. November 1938 – 2007: Erinnern und Handeln

6. November 2007

Gedenkkundgebung und Mahngang

7.11.2007

7. November 1938 – 2007: Erinnern und Handeln

Gedenkkundgebung und Mahngang

Mittwoch, 7. November 2007, 17.00 Uhr

Rathaus

Aus Anlass des 69. Jahrestages der Zerstörung der Synagoge und weiterer antisemitischer Ausschreitungen in der Pogromnacht 1938 in Kassel finden am 7. November 2007 die traditionelle Gedenkkundgebung und der Mahngang statt. Diese Aktion beginnt auf Einladung des DGB Region Nordhessen, des Kasseler Friedensforums und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) um 17.00 Uhr am Rathaus.

Auf der Auftaktkundgebung spricht Rogelio Barroso, Mitglied des ehrenamtlichen Kasseler Magistrats. Unter dem Motto „Im Gedenken der Opfer der Pogromnacht: In dieser Stadt ist kein Platz für Neofaschismus und Antisemitismus!“ werden die Teilnehmenden anschließend auf einem Mahngang vom Rathaus zum Platz der ehemaligen Synagoge in der Bremer Straße Stationen antisemitischer Verfolgung in Kassel aufsuchen.

Gerade angesichts der jüngsten Versuche von Neonazis, in Kassel aufzumarschieren, soll dieser Gedenkgang deutlich machen, dass sich Kassel der Verbrechen des Faschismus erinnert und hier neofaschistische und antisemitische Propaganda keinen Raum hat.

Bürgerinnen und Bürger der Stadt sind eingeladen, sich an dieser Aktion zu beteiligen.

Mittwoch, 7. November 2007, 17.00 Uhr Rathaus Aus Anlass des 69. Jahrestages der Zerstörung der Synagoge und weiterer antisemitischer Ausschreitungen in der Pogromnacht 1938 in Kassel finden am 7. November 2007 die traditionelle Gedenkkundgebung und der Mahngang statt. Diese Aktion beginnt auf Einladung des DGB Region Nordhessen, des Kasseler Friedensforums und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) um 17.00 Uhr am Rathaus. Auf der Auftaktkundgebung spricht Rogelio Barroso, Mitglied des ehrenamtlichen Kasseler Magistrats. Unter dem Motto „Im Gedenken der Opfer der Pogromnacht: In dieser Stadt ist kein Platz für Neofaschismus und Antisemitismus!“ werden die Teilnehmenden anschließend auf einem Mahngang vom Rathaus zum Platz der ehemaligen Synagoge in der Bremer Straße Stationen antisemitischer Verfolgung in Kassel aufsuchen. Gerade angesichts der jüngsten Versuche von Neonazis, in Kassel aufzumarschieren, soll dieser Gedenkgang deutlich machen, dass sich Kassel der Verbrechen des Faschismus erinnert und hier neofaschistische und antisemitische Propaganda keinen Raum hat. Bürgerinnen und Bürger der Stadt sind eingeladen, sich an dieser Aktion zu beteiligen.

Antifaschistischer Stadtrundgang

11. Mai 2007

Kein Platz für Nazis in Kassel und sonstwo!

12.5.2007

Antifaschistischer Stadtrundgang

Kein Platz für Nazis in Kassel und sonstwo!

Samstag, 12. Mai 2007, Treffpunkt: 14.00 Uhr

Am Stern

Das Bündnis gegen Rechts Kassel veranstaltet diesen Antifaschistischen Stadtspaziergang. Gedacht ist er zum einen, um über die Ereignisse der letzten Monate aufzuklären und zu informieren, zum anderen, um der leider immer größer werdenden Naziszene in Nordhessen entgegenzutreten und klar zu machen, dass Kassel nicht ihre Stadt, Nordhessen nicht ihre Region ist.

Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Samstag, 12. Mai 2007, Treffpunkt: 14.00 Uhr Am Stern Das Bündnis gegen Rechts Kassel veranstaltet diesen Antifaschistischen Stadtspaziergang. Gedacht ist er zum einen, um über die Ereignisse der letzten Monate aufzuklären und zu informieren, zum anderen, um der leider immer größer werdenden Naziszene in Nordhessen entgegenzutreten und klar zu machen, dass Kassel nicht ihre Stadt, Nordhessen nicht ihre Region ist. Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

50.000facher Appell für ein neuens NPD-Verbotsverfahren

7. Mai 2007

Zum 8. Mai 2007, dem Jahrestag der Befreiung von Faschismus und Krieg, zieht die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN – BdA) eine erfolgreiche Zwischenbilanz ihrer Kampagne für die Wiederaufnahme des NPD-Verbotsverfahrens.

Weit über 50.000 Unterschriften gingen seit dem Start der Unterschriftensammlung am 27. Januar 2007 bei der Organisation ein. Darunter sind Prominente, wie Hannelore Elsner und Peter Sodann, der Bürgermeister von Wunsiedel Karl-Willi Beck und die Oberbürgermeisterin von Halle Ingrid Häußler, der katholische Bischof Prof. Gerhard Ludwig Müller und das ehemalige Vorstandsmitglied der Deutschen Bank Dr. Edgar Most. Es sind zahlreiche Überlebende aus Konzentrationslagern und faschistischen Haftstätten, Vertreter politischer Parteien und besonders der Gewerkschaften, die mit ihrem Namen hinter dieser Forderung stehen.

Ausdrücklich begrüßt die VVN auch die Rede des DGB – Vorsitzenden Michael Sommer zum 1. Mai, in der sich dieser namens der Gewerkschaften ohne Einschränkungen für ein NPD-Verbot aussprach. „Wir freuen uns über die Erklärung des Berliner Innensenators Körting (SPD), der sich ebenfalls für die Wiederaufnahme eines NPD-Verbotsverfahrens einsetzen will“, betont die VVN.

„Diese breite Bewegung für das NPD – Verbotsverfahren ist ein sichtbares Zeichen von bürgerschaftlichem antifaschistischem Engagement, welches heute dringender denn je ist, wenn man nur die Naziaufmärsche und andere Provokationen sowie das Auftreten von Nazis in Landesparlamenten betrachtet. Die VVN ist Teil dieser demokratischen Bewegung.

Das bisherige Ergebnis unterstreicht einmal mehr unser aktives Eintreten für eine wehrhafte Demokratie gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz und Geschichtsverfälschung“, betonte Prof. Heinrich Fink (Vorsitzender der VVN – BdA) gegenüber der Presse. „Wer immer noch glaubt, unserer antifaschistischen Organisation ein distanziertes Verhältnis zu Demokratie, Menschen- und Freiheitsrechten entgegenhalten zu müssen, wird hiermit eines Besseren belehrt.“

62. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald

14. April 2007

Befreiungsfeier des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora

15.4.2007

62. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald

Befreiungsfeier des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora

Sonntag, 15. April 2007, ab 13.30 Uhr

Kundgebung auf dem Ettersberg bei Weimar

Wir rufen gemeinsam mit der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/ Freundeskreis zur Kundgebung auf. Es sprechen u.a. Bertrand Herz, Präsident des ICBD, Paris, und Franz von Hammerstein, Buchenwald-Häftling, Berlin.

Sonntag, 15. April 2007, ab 13.30 Uhr Kundgebung auf dem Ettersberg bei Weimar Wir rufen gemeinsam mit der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/ Freundeskreis zur Kundgebung auf. Es sprechen u.a. Bertrand Herz, Präsident des ICBD, Paris, und Franz von Hammerstein, Buchenwald-Häftling, Berlin.

Ostermarsch in Kassel

8. April 2007

9.4.2007

Ostermarsch in Kassel

Montag, 9. April 2007, ab 10.45 Uhr

Kassel

Wir rufen auf zur Teilnahme an dem nordhessischen Ostermarsch in Kassel.

Montag, 9. April 2007, ab 10.45 Uhr Kassel Wir rufen auf zur Teilnahme an dem nordhessischen Ostermarsch in Kassel.

Hans Mayer

geschrieben von U. Schneider

26. März 2007

Viele kennen Prof. Dr. Hans Mayer als marxistischen Literaturwissenschaftler. Nur wenigen ist bekannt, dass er der erste Landesvorsitzende der VVN Hessen war. Am 19. März 2007 hätte er seinen 100. Geburtstag – gleichzeitig mit dem 60. Jahrestag der Gründung unserer Organisation.

Schon in der Weimarer Zeit als Student in Köln, Bonn und Berlin engagierte er sich gegen den Vormarsch der rechten Kräfte. Mitstreiter der Gruppe „Der Rote Kämpfer“, dann der SAP und später der KPD-Opposition (KPO) (Thalheimer) erfuhr er mit der Machtübertragung an die Nazis als Marxist und Jude die unmittelbare Verfolgung. Zwar legte er noch seine zweite Staatsprüfung ab, floh jedoch unmittelbar danach im August 1933 nach Frankreich. Dort übernahm er kurzzeitig die Chefredaktion der Tageszeitung der KPO im Elsass, der „Neuen Welt“. Doch diese Tätigkeit währte nicht lange. Schon 1934 musste er Frankreich verlassen und ging in die französische Schweiz nach Genf.

Dieses Land wurde – mit Unterbrechungen – für die folgenden 11 Jahre sein politisches Exil. Für einige Monate ging Mayer 1938/39 nach Paris, kehrte jedoch nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen in die Schweiz zurück, wo er als „feindlicher Ausländer“ interniert wurde. Als es nach Stalingrad für Exilsuchende in der Schweiz möglich wurde, politisch öffentlich aufzutreten, fand man Hans Mayer in der Bewegung „Freies Deutschland“. Seit Herbst 1943 erschien die gleichnamige Zeitschrift. In diesem Kreis wirkten Kommunisten, Mitglieder des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK), einige Sozialdemokraten und parteilose Antifaschisten. Hans Mayer war Mitglied in der neugeschaffenen Pressekommission und als Delegierter auf „Flüchtlingskonferenzen“.

Er war Mitbegründer einer kulturpolitisch orientierten Flüchtlingszeitschrift „Über die Grenzen – Von Flüchtlingen für Flüchtlinge“, die von November 1944 bis Dezember 1945 erschien. Die Zeitschrift versuchte die aktuelle literarische und kulturelle Entwicklung in Europa aufzunehmen und als Fundament für eine kulturelle Erneuerung Deutschlands nach dem Ende des NS-Regimes aufzustellen.

Ende Oktober 1945 kehrte Hans Mayer in Frankfurt/ Main zurück. Er schrieb, nun fordere man von ihm nach der Theorie die Praxis. In Frankfurt erwartete ihn Golo Mann, der als amerikanische Offizier die Verantwortung für den Aufbau des amerikanischen Rundfunksenders „Radio Frankfurt“ hatte. Zuerst als Kulturredakteur stellte Hans Mayer gemeinsam mit Stefan Hermlin in kürzeren und längeren Beiträgen antifaschistische und humanistische Literatur vor. Später als politischer Chefredakteur kommentierte er den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess und griff in die öffentliche Debatte über das Gedenken an die Opfer des Faschismus oder zur geistigen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit engagiert ein.

In Frankfurt erwarteten ihn aber nicht nur kulturpolitische Aufgaben, sondern auch seine Mitstreiter aus dem Exil, die ihn in den Aufbau einer politischen Organisation ehemaliger Verfolgter einbezogen.

Im August 1946 wurde in Hanau das erste Programm einer „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) beschlossen. Kernaufgabe war, „den Kampf gegen alle ideologischen Reste des Nazismus, des Militarismus und der Rassenlehre systematisch zu führen, um dadurch den Völkerfrieden zu sichern und jeden Versuch neuer faschistischer Betätigung zu unterbinden.“

Aufgrund alliierter Beschränkungen konnte jedoch erst Ende Februar 1947 in Gießen die hessische Landesvereinigung der VVN gegründet werden. Und Hans Mayer, der zu diesem Zeitpunkt bereits bei „Radio Frankfurt“ ausgeschieden war, ließ sich zum Vorsitzenden der hessischen VVN wählen. „Da gab es viel zu tun, oft zu protestieren, manches zu verhindern. Jener Respekt, den man den Opfern bisher gezollt hatte, schien verbraucht,“ beschrieb er seine politische Arbeit. Und er erlebte eine Reaktion im Umgang mit den Verbrechen des deutschen Faschismus, die bis heute Aktualität besitzt: „Sie rechneten lieber auf: deine Leiden und meine Leiden. Ich habe diese Buchführung stets verabscheut.“

Als gewählter Landesvorsitzender der hessischen VVN bekam er im März 1947 die Aufgabe, die erste Interzonale Länderkonferenz der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Frankfurt/ M., faktisch den Gründungskongress, zu eröffnen.

Sein Credo damals: „Es führt nur ein einziger Weg zur internationalen Verständigung der Völker. Denn das ist entscheidend, dass sich die Kräfte der Resistance in Frankreich, der belgischen, der jugoslawischen, der tschechischen, der holländischen, der dänischen, der norwegischen Widerstandsbewegung zusammenfinden … mit den deutschen Männern und Frauen, die gleich ihnen gefoltert wurden, die gleich ihnen das gestreifte Kleid getragen haben, die gleich ihnen in jedem Augenblick vor dem Tode standen. Wer hätte denn wirklich eine Möglichkeit gehabt, im Ausland als Sprecher Deutschlands gehört zu werden, wenn nicht diese Menschen … ?“

Hans Mayer war ein wortgewaltiger und gleichzeitig nachdenklicher Vertreter der VVN, der auch politischen Debatten nicht aus dem Weg ging, so beispielsweise in der Auseinandersetzung mit Martin Niemöller 1947. Bei aller inhaltlichen Differenz betonte Mayer in Auseinandersetzungen jedoch immer wieder die Gemeinsamkeit der Überzeugung aller Nazigegner.

Ende 1948 orientierte sich Hans Mayer beruflich und persönlich neu, er nahm einen Ruf als Literaturwissenschaftler an die Leipziger Universität an. Für damalige Verhältnisse nicht ungewöhnlich, behielt Hans Mayer längere Zeit seine westdeutschen Personaldokumente und einen zweiten Wohnsitz in Frankfurt/M., wo er noch bis Ende 1949 als Vorsitzender der Hessischen VVN wirkte.

Hans Mayer starb am 19. Mai 2001 in Tübingen. Noch 1999 war ihm, der nach verschiedenen Stationen am Ende seines wissenschaftlichen Weges in Tübingen angekommen war, von der dortigen Kreisvereinigung die Ehrenmitgliedschaft der VVN-BdA verliehen worden.

Hinweis:

Jens Rüggeberg und Ulrich Schneider haben im Auftrag der VVN-BdA Tübingen-Mössingen aus Anlass des 100. Geburtstages eine 48seitige Broschüre mit Texten über und unbekannten Text von Hans Mayer als Antifaschist herausgegeben. Organisationspreis 3,50 € zuzüglich Porto (ab 10 Exemplaren 2,50 €)

Sie ist zu beziehen über die Bundesgeschäftsstelle der VVN-BdA, Franz-Mehring-Platz 1,10243 Berlin oder über Ver.di Köln, Gesa Großstück, Hans Böckler-Platz 9, 50672 Köln,

Ignorieren? Intervenieren? Sich engagieren!

1. Dezember 2006

Friedensstrategien in einer unfriedlichen Welt

2.12.2006

13. Friedensratschlag 2006

Ignorieren? Intervenieren? Sich engagieren!

Friedensstrategien in einer unfriedlichen Welt

Samstag, 2. Dezember 2006, Beginn: 12.00 Uhr

Universität Kassel, Standort Wilhelmshöher Allee

(2. und 3. Dezember 2006)

Detailliertes Programm und Anmeldung: www.uni-kassel.de/fb5/frieden

Mail: strutype@uni-kassel.de

Samstag, 2. Dezember 2006, Beginn: 12.00 Uhr Universität Kassel, Standort Wilhelmshöher Allee (2. und 3. Dezember 2006) Detailliertes Programm und Anmeldung: www.uni-kassel.de/fb5/frieden Mail: strutype@uni-kassel.de

Die Vereinigungen der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in Hessen gegründet

geschrieben von U. Schneider

16. November 2006

Im Herbst 1946 wurden in verschiedenen Städten Hessens Organisationen ehemaliger politischer Gegner und Verfolgter des Naziregimes gegründet.

Zurückgekehrt aus den Konzentrationslagern und anderen faschistischen Haftstätten, aus der Illegalität oder dem politischen Exil hatten sich die Frauen und Männer, die sich als ausgewiesene Gegner des Naziregimes erwiesen hatten, von Anfang an den Alliierten zum Neuaufbau des demokratischen Deutschlands zur Verfügung gestellt. Und sie bekamen Verantwortung als Ortsbürgermeister, als Polizeichef, als Leiter der Betreuungsstelle für politisch, religiös oder rassisch Verfolgte, als Arbeitsminister in der ersten hessischen Landesregierung.

All dies waren wichtige Funktionen und Aufgaben für einen antifaschistisch-demokratischen Neubeginn. Aber bald wurde erkennbar, dass Antifaschisten und ehemaligen Verfolgten nur dann eine gewichtige Stimme im Prozess der Neugestaltung behalten können, wenn sie organisiert auftreten. Zudem wurden die Betreuungsstellen, die die soziale Hilfe sicherstellen sollten, zu kommunalen Behörden umgewandelt, so dass die politische Interessenvertretung der Überlebenden damit nicht mehr einhergehen konnte.

Aus diesem Grund trafen sich seit dem Sommer 1946 in verschiedenen hessischen Städten die ehemaligen „Konzentrationäre“, wie man sie damals nannte, um über den Aufbau von Vereinigungen der Verfolgten des Naziregimes (VVN) zu beraten. Gemäß der Vorgaben der amerikanischen Besatzungsmacht musste ein Aufbau der Strukturen von unten nach oben erfolgen, obwohl sich die Antifaschisten natürlich hessenweit, im Rahmen der gesamten amerikanischen Besatzungszone und sogar zwischen den verschiedenen Zonen verständigten.

In Nordrhein – Westfalen (britische Zone) konnte schon Ende September 1946 eine Landesorganisation gegründet werden. In einem Schreiben übermittelte der Geschäftsführer der VVN Frankfurt/M. Grüße aus Hessen, obwohl die eigentliche Gründungsversammlung in Frankfurt erst am 17. November 1946 stattfand. Das macht deutlich, dass der Prozess der Konstituierung der Organisation lange vor dem – von den Besatzungsoffizieren zu genehmigenden – Treffen stattfand. In Kassel traf man sich dazu Ende Oktober, in Frankfurt Mitte November.

Die Frankfurter Gründungsfeier fand in den Räumlichkeiten der Westend-Synagoge statt. Es sprachen Oberbürgermeister Walter Kolb, Arbeitsminister Oskar Müller sowie – in unterschiedlichen Funktionen und als Vertreter von SPD, CDU und KPD – die ehemaligen Häftlinge des KZ Buchenwald Hermann Brill, Eugen Kogon und Otto Roth. Diese politische Breite spiegelte sich auch im Vorstand wider, wo alle zugelassenen politischen Parteien, die Glaubensgemeinschaften und andere gesellschaftliche Gruppen vertreten waren.

Die Ziele der Nazigegner waren einfach. Sie waren formuliert im „Schwur von Buchenwald“: „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln, Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit!“. Daraus leiteten sich die weiteren Forderungen ab, beispielsweise würdiges Gedenken der Opfer der faschistischen Verfolgung und Anerkennung der Leistungen des Widerstandes, Weitergabe dieses Wissens an die jungen Generationen, Wiedergutmachung und soziale Absicherung ehemaliger Verfolgter. In Sinne dieses Programms rief die VVN auf, dem Entwurf der Hessischen Verfassung im Referendum am 1. Dezember 1946 zuzustimmen.

Trotz großer Übereinstimmung war die VVN nicht unkritisch gegenüber der Landesregierung. Im Dezember 1949 rief sie zu einer Großkundgebung vor dem Hessischen Landtag auf, da sie sich mit dem Entschädigungsgesetz für faschistisches Unrecht nicht einverstanden erklären konnte.

Bis heute ist die VVN in Hessen politisch aktiv, nun aber als VVN – Bund der Antifaschisten unter Einbeziehung der Angehörigen der heutigen Generationen.

Erinnern für heute und morgen!

16. November 2006

Das politische Gedenken an die Reichspogromnacht ist aktueller denn je. Es geht nicht nur um Geschichte, sondern auch um heutiges Handeln gegen Neofaschismus, Rassismus und Antisemitismus.

Die Medien bestätigten in den letzten Tagen, dass extrem rechte Gewalt und antisemitische Ausschreitungen auch 2006 deutlich angewachsen sind – und zwar nicht nur in Sachsen-Anhalt, wo die spektakulärsten Fälle zu registrieren waren.

Dort warfen Jugendliche vor den Augen der städtischen Honoratioren das „Tagebuch der Anne Frank“ auf einen Scheiterhaufen. Diese Bücherverbrennung war eine geplante Provokation, die Hilflosigkeit der Reaktion der Zuschauer war ein schlimmes Zeichen für den Umgang mit Neofaschismus in unserer Gesellschaft.

Kürzlich wurde im selben Bundesland ein Jugendlicher von Mitschülern gezwungen mit einem Schild, das die historische Aufschrift trug: „Ich bin im Ort das größte Schwein, ich lass mich nur mit Juden ein!“, über den Schulhof zu gehen.

Das sind keine „dummen Jungen“ – Aktionen, das ist Ausdruck von bewusster antisemitischer Provokation.

„Wasser auf die Mühlen“ von Antisemitismus und Rassismus sind auch weltpolitische Entwicklungen:

Der jüngste Krieg im Nahen Osten führte dazu, dass nicht nur militärisch die Lage unsicherer wurde. Wir müssen erleben, wie Gruppen der extremen Rechten diese militärische Eskalation für die Verbreitung ihren rassistischen Parolen von Antisemitismus und Antiislamismus nutzen.

Wir wenden uns andererseits gegen Versuche der Instrumentalisierung des Gedenkens für machtpolitische Zwecke:

Wer die schlimmen antisemitischen Aussagen des iranischen Präsidenten mit der Pogromnacht vergleicht und daraufhin fordert, man müsse den Iran nun durch militärische Mittel hindern, eine Bedrohung für Israel und die Juden darzustellen, instrumentalisiert das Schicksal der Opfer der Pogromnacht im gleichen Maße, wie vormals Außenminister Fischer, als er davon sprach, im Kosovo müsse ein neues Auschwitz verhindert werden, und damit den Angriffskrieg im Balkan legitimierte.

Neofaschismus und Antisemitismus in unserem Land stoppen!

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