Vor 75 Jahren – wir vergessen nicht!

30. März 2020

Deutsch-italienisches Gedenken in Zeiten von Corona

Da in den heutigen Zeiten öffentliches Gedenken nicht möglich ist, müssen virtuelle oder symbolische Formen des Erinnerns eingesetzt werden. Zu diesem Zweck haben Kasseler Mitglieder der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Anfang der Woche an der Tafel für die am Bahnhof Wilhelmshöhe ermordeten italienischen Zwangsarbeiter eine Gedenkaktion organisiert.

Am 31. April 1945 hatte die Gestapo dort 78 Zwangsarbeiter wegen angeblicher Plünderung ermordet. Auf dem Bahnhof stand ein beschädigter Wehrmachtszug mit Lebensmitteln und anderen Gegenständen. Die einzelnen Waggons dieses Zuges waren bereits von deutschen Zivilisten erbrochen und geplündert worden. Italienische Militärinternierte, die auf einem Nebengleis in einem Bau-Zug untergebracht waren, hatten sich ebenfalls bedient. Als man in ihrer Unterkunft diese Lebensmittel fand, wurden die Italiener und ein sowjetischer Zwangsarbeiter auf Anordnung des Chefs der Kasseler Gestapo Franz Marmon an den Rand eines Bombentrichters geführt und von hinten erschossen. Wenige Tage später befreiten amerikanische Truppen Kassel.

Silvia Gingold, Tochter von Peter Gingold, der 1945 bei der Resistenza kämpfte, und Dr. Ulrich Schneider, Generalsekretär der FIR, erinnern am Gedenkstein für die italienischen Zwangsarbeiter. Foto: Schimmelpfennig-Könen

Ausgestattet mit der Fahne der VVN, der FIR und einem Wimpel der italienischen Partisanenorganisation ANPI legten die VVN-Mitglieder Blumen nieder und dokumentierten diesen symbolischen Akt. Fotos dieser Aktion wurden zusammen mit einem kurzen Bericht auch an die italienischen Veteranenorganisationen geschickt und dort auf Webseiten und in der Presse veröffentlich. So gelang ein gemeinsames Gedenken – trotz Coronakrise.