Zur Diskussion: Änderungsantrag „Erinnerungsarbeit“
29. Juli 2025
Auf der Kreismitgliederversammlung wurde zum vom Bundesausschuss vorgelegten Entwurf des Aktionsprogramms folgender Änderungsantrag beschlossen:
Wir schlagen vor, diesen Abschnitt folgendermaßen zu präzisieren:
174 Lehren aus der Geschichte ziehen – aktive Erinnerungskultur stärken
Anstelle der Zeilen 175-177 soll folgendes Eingefügt werden:
Es ist das „Alleinstellungsmerkmal“ der VVN-BdA gegenüber antifaschistischen und antirassistischen Initiativen und Netzwerken, dass sie ihre Wurzeln und politische Tradition in den Frauen und Männern des antifaschistischen Widerstandes, im Exil und den Überlebenden der faschistischen Haftstätten hat.
Das bedeutet für uns, dass deren politisches Vermächtnis, was bereits in den Programmen und Botschaften des Jahres 1945 – z.B. im „Schwur von Buchenwald“ – formuliert wurde, Leitmotiv und Orientierung unserer Erinnerungsarbeit darstellt. Die unverzichtbare Aufgabe unserer Organisation ist es daher, das politische Vermächtnis der Überlebenden („Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“) für heutige und zukünftige Generationen zu übersetzen.
In diesem Sinne verstehen wir Erinnerungsarbeit nicht nur als „Gedenken der Opfer“, sondern als Verteidigung des politischen Vermächtnisses der Überlebenden für eine antifaschistisch-demokratische Entwicklung dieser Gesellschaft.
178 Dazu bedarf es einer starken und bündnisfähigen Organisation. Wir wollen den
179 Generationenwechsel in der VVN-BdA gestalten und dafür neue Mitglieder aus allen
180 Teilen der antifaschistischen Bewegung gewinnen.
181 Wo die Lehren aus der Geschichte zunehmend aus dem politischen Diskurs verdrängt
182 werden, ist aktive Erinnerungsarbeit wichtiger denn je. Wir werden deshalb auch
183 weiterhin auf allen Ebenen Erinnerungs- und Gedenkveranstaltungen und initiieren,
184 organisieren und aktiv unterstützen.
Wir treten dafür ein, dass die Frauen und Männer aus Widerstand und Verfolgung in ihrer ganzen politischen und gesellschaftlichen Breite angemessen im öffentlichen Raum gewürdigt werden.
184 Der Erhalt vorhandener und die Schaffung neuer
185 Gedenkorte gehören nach wie vor zu unseren Zielen, für die wir „vor Ort“ um
186 Bündnispartner:innen werben. Kürzungsplänen treten wir entschieden entgegen.
187 Zunehmende politische Angriffe auf Gedenkstätten, die immer wieder auch mit
188 physischer Gewalt einhergehen, weisen wir zurück.
In und gegenüber den Gedenkstätten treten wir dafür ein, dass der Fokus der Erinnerungsarbeit auf den Häftlingen sowie ihren Überlebenskampf und Widerstand gelegt wird. Das politische Vermächtnis der Überlebenden muss nachgeborenen Generationen vermittelt werden.
189 Thematisch bleibt die Aufklärung über Faschismus und Widerstand das zentrale Thema
190 unserer Erinnerungsarbeit. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit dem
191 allgegenwärtigem Geschichtsrevisionismus und allen Formen der Totalitarismus-Doktrin
192 ebenso wie die Erinnerung an die Verantwortung der gesellschaftlichen – insbesondere
193 der ökonomischen – „Eliten“ für den Aufstieg der NSDAP und die Übertragung der
194 Macht an die Nazi-Partei. Wir erinnern an Vernichtungskrieg und Völkermord als
195 zentrale Bestandteile faschistischer Herrschaft. Daraus ergibt sich auch die
196 Verpflichtung aktuelle Formen von Antisemitismus und Antiziganismus zu benennen und
197 zurückzuweisen. Zugleich erinnern wir auch an lange vergessene und verdrängte
198 Opfergruppen.
199 Den 8. Mai als Tag der Befreiung zu feiern, ist für uns selbstverständlich. Wir wollen ihn
200 zum Feiertag machen, um ein gesellschaftliches Zeichen zu setzen, das dazu beiträgt
201 deutlich zu machen: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Zeile 199-201:
Wir fordern: Der 8. Mai muss Feiertag werden. Damit wird ein gesellschaftliches Zeichen gesetzt: Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Wir erinnern insbesondere daran: Für die Verfolgten und Opfer des Nazi-Regimes, die Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer, für diejenigen, die vor den Schergen des deutschen Faschismus in die Emigration gehen mussten, für all die galt der 8. Mai 1945 als Befreiung vom Faschismus. Sie waren es, die unmittelbar nach Kriegsende mit dem Wiederaufbau begannen. Sie sahen die Chance, ein neues, friedliches Deutschland aufzubauen, demokratisch und frei vom Faschismus, ohne Militarismus, ohne den Einfluss der mächtigen Monopole, die an diesem Krieg verdient hatten. Ermutigt wurden sie durch die Beratungen der Anti-Hitler-Koalition, die im August 1945 zum Potsdamer Abkommen führten.“