Erfolg gegen die AfD in Kassel
18. September 2018
AfD, Bombennacht, Kassel, Pogromnacht
Mit einer großartigen Massenaktion am Opernplatz haben 2500 Menschen in Kassel am 17. September gegen die AfD mit ihren 80 Kundgebungsteilnehmern gezeigt, dass in in dieser Stadt kein Platz für Rassismus und rechte Propaganda ist. Auf der antifaschistischen Kundgebung wurden verschiedene Redebeiträge gehalten, die jedoch durch Trillerpfeifen und Trommeln gegen die AfD nicht immer zu hören waren.
Nachfolgend kann man den kurzen Eröffnungsbeitrag des Sprechers der Kasseler Kreisvereinigung der VVN-BdA, Dr. Ulrich Schneider, nochmal im Wortlaut nachlesen:
Wenn wir heute hier gegen die AfD und ihre rechte Ideologie protestieren, dann haben wir in Kassel auch aus geschichtlicher Perspektive allen Grund dazu.
Die Menschen in dieser Stadt haben mehrfach leidvolle Erfahrungen damit sammeln müssen, was es bedeutet, wenn extrem rechte Ideologie und Politik an Einfluss gewinnt und an die Macht kommt.
In diesem Jahr erinnern wir an den 75. Jahrestag der Bombardierung Kassels am 22./23. Oktober 1943. Dieses Bombardement war eine direkte Folge der faschistischen Kriegspolitik für die Kasseler Bürgerinnen und Bürger:
Wer in den 30er Jahren bei den Reichskriegertagen die Revision der Ergebnisse des Ersten Weltkrieges fordert, darf sich nicht wundern, wenn der Krieg nach Kassel zurückkehrt.
Wer in dieser Stadt im Gebäude des Generalkommandos den Krieg plant, sollte eigentlich mitgedacht haben, dass es nicht nur ein „siegreiches Vorwärtsschreiten“ im faschistischen Sinne geben kann.
Und wer in den Grenzen dieser Stadt und in der Region eines der größten Rüstungszentren des Deutschen Reiches mit Henschel, Wegmann, Bode u.a. errichtet, kann nicht überrascht sein, wenn alliierte Bomber diese Stadt zum Zielobjekt auswählt.
Wer aber dann die Bombardierung der Stadt als „alliiertes Kriegsverbrechen“ bezeichnet, der ist nicht bereit, die geschichtliche Wirklichkeit anzuerkennen und – für heute – Verantwortung für eine ernsthafte Friedenspolitik in dieser Stadt zu übernehmen.
Und wer – wie Herr Gauland – davon spricht, die NS-Zeit und ihre Verbrechen seien ein „Fliegenschiss“ in der deutschen Geschichte und – wie Herr Höcke – eine 180° Wende in der Gedenkpolitik fordert, der ist auch nicht bereit, die Verbrechen vor 80 Jahren an den jüdischen Mitbürgern auch in dieser Stadt ehrlich in den Blick zu nehmen.
Bereits am 7. November 1938 begannen in Kassel – eigentlich als Auftakt für die spätere Reichpogromnacht – die antisemitischen Pogrome, die Zerstörung der Synagoge in der Bremer Straße und der jüdischen Einrichtungen in der kleinen Rosenstraße.
Seit vielen Jahren erinnert nicht nur die VVN-BdA mit öffentlichen Aktionen „vor den Augen dieser Stadt“ an dieses Verbrechen. Wir erklärten und erklären auch in diesem Jahr, in Kassel darf keinen Platz für Antisemitismus und andere Formen von Rassismus geben.
Daher wehren wir uns heute und auch zukünftig gegen die AfD und die mit ihr verbundene Hoffähig-Machung von rassistischen und extrem rechten Thesen in der öffentlichen Debatte.
Schon vor einigen Jahren gab die VVN-BdA die Losung heraus: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“. Das stimmt bis heute und das stimmt auch für die Auftritte der AfD, wie wir sie insbesondere von Höcke, Gauland oder nach den Vorgängen in Chemnitz erlebt haben.
In diesem Sinne danke ich euch allen, dass ihr diesen Protest aktiv mit unterstützt – die Rassisten und Rechtspopulisten dürfen nicht durchkommen.