Ein Stolperstein für Ludwig Pappenheim in Eschwege

geschrieben von Elke Pudszuhn

11. August 2011

Am 21. Juni 2011 wurden in Eschwege 12 weitere Stolpersteine vom Künstler Gunter Demnig verlegt, die an das Schicksal von Eschweger Bürger erinnert, die während der Nazizeit verfolgt und ermordet wurden.

In Anwesenheit des Bürgermeisters, Stadträten, Bürgern der Stadt, Lehrern und Schüler der Anne-Frank-Schule und einer 16-köpfigen Delegation von VVN – Mitgliedern und Genossen aus Schmalkalden, Suhl und Zella-Mehlis wurde am Schloßplatz 8, vor dem Wohnhaus der Familie Pappenheim, der erste Stolperstein an diesem Tag verlegt. Mit besonderer Freude wurden die Söhne Günter und Kurt mit ihren Ehefrauen vom Bürgermeister begrüßt,die nach Jahrzehnten das erste Mal wieder in der Heimatstadt ihrer Familie weilten.

Ludwig Pappenheim wurde am 17.3.1887 in Eschwege als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren, besuchte die Realschule und erlernte den Kaufmannsberuf, trat am 1.1.1905 der SPD bei. Die Familie Ludwig Pappenheim mit 3 Kindern zieht nach Schmalkalden. 1919 war er Mitbegründer der sozialdemokratischen Zeitung „Die Volksstimme“, deren Chefredakteur er wurde. Als SPD- Landtagsabgeordneter und stellvertretender Landrat von Schmalkalden wurde er bereits am 25. März 1933 verhaftet und in „Schutzhaft“ genommen, vom KZ Breitenau bei Kassel wird er im Oktober ins KZ Börgermoor „überstellt“ und am 4. Januar 1934 erschossen. Eine Tageszeitung des Emslandes meldet: „…das frühere langjährige sozialdemokratische Mitglied des Kasseler Kommunallandtages und Redakteur der sozialdemokratischen „Volksstimme“ in Schmalkalden L. Pappenheim, der sich in einem KZ an der holländischen Grenze befand, ist dort bei einem Fluchtversuch erschossen worden“. In einer anderen Quelle heißt es: „… im KZ wurde P. misshandelt und verhöhnt, dann kam er in den Bunker. Er sollte einen Abschiedsbrief an seine Familie schreiben. Jede Nacht wurde er verprügelt. Am 3.1. 1934 brach er beim Appell zusammen. Am 4.1.1934 wurde er auf der Flucht erschossen. Der SS- Mann Johann Siems rühmte später seinen „Meisterschuss“, der gegen 11.30 Uhr erfolgte.“

Vor der Verlegung des Stolpersteins waren Günter und Kurt in der Anne -Frank-Schule bei Neuntklässlern gefragte Zeitzeugen und berichteten aus ihrem Leben als Kinder und Jugendliche eines „Feindes des Nationalsozialismus“ und Günter über seine Zeit im KZ Buchenwald. Die Schule leistet eine gute Geschichtsarbeit, jedes Jahr werden die neuen Schüler mit dem Lebensweg der Anne Frank bekannt gemacht. Zehn Stolpersteine von zwölf hat die Anne -Frank-Schule mit eigens gesammelten Spendengeldern finanziert. Der Direktor der Schule machte in seiner Rede bei der Verlegung deutlich, dass es in Eschwege nicht nur Opfer, sondern auch Täter gegeben habe – “Eschweger waren Täter“, sagte er.

Während man in Eschwege die Erinnerung an Ludwig Pappenheim und anderer Ermordeter gedenkt, auch „ wenn sie spät kommt“, wie Günter und Kurt bemerken, „aber immerhin kommt sie“, kann man das von Schmalkalden nicht sagen. Im Jahre 1945 hatte der Thüringer Landtag beschlossen, den Schmalkalder Ortsteil Klein – Schmalkalden in „Pappenheim“ umzubenennen. 45 Jahre später, 1990, hatte man nichts Eiligeres zu tun, als den Namen und damit die Person Ludwig Pappenheim aus dem Gedächtnis der Bürger zu streichen. Vergessen ist er trotzdem nicht, ein Gedenkstein auf dem Friedhof in Schmalkalden erinnert an ihn und jährlich am 4. Januar wird seiner gedacht. Viele Schüler Studenten und Jugendliche beschäftigen sich mit der Biografie Ludwig Pappenheims und Kurt ist oft Gesprächspartner in Schulen und Jugendgruppen.